Soweit meine einseitige und nicht mehr ganz aktuelle (denn die meisten Menschen, die ins Stadtumland ziehen, kommen heutzutage gar nicht mehr aus der Kernstadt) Meinung zum Phänomen Suburbanisierung. Die Meinung von jemandem, der in einem Dorf aufgewachsen ist, als dieses noch ein Dorf war und seitdem in Städten wohnt, die unter Verkehrs- und anderen Problemen leiden, die nicht zuletzt verursacht werden von den Menschen, die aus den früheren Dörfern etwas gemacht haben, das irgendwo zwischen Dorf und Stadt anzusiedeln ist. Viele Geographen und Architekten haben sich schon den Kopf darüber zerbrochen, wie man diese Gegenden nennen kann, die weder Stadt noch Land sind. Der eine nennt es „Zwischenstadt“, der nächste spricht von einem „Stadt-Land-Kontinuum“. Wenn ich irgendwann einmal ein richtiger Geograph bin, werde ich vielleicht den Begriff „außerstädtisches Zersiedelungsgebiet“ erfinden, aber damit lasse ich mir noch ein paar Jahre Zeit.
Warum schreibe ich gerade heute diesen Eintrag über die Wiener Suburbia? Nicht etwa, weil ich mich im abgelaufenen Semester intensiv damit beschäftigt habe. Ich werde jetzt nicht am vorletzten Tag plötzlich damit anfangen, im Blog von Univeranstaltungen zu erzählen. Sondern deshalb, weil ich heute einmal wieder todesmutig war und mich mit dem Fahrrad den Hausfrauen ausgeliefert habe, die auf dem Fahrersitz ihrer SUV-Massenvernichtungswaffen hinter geschlossenen Fensterscheiben das klimatisierte Landleben genießen und dabei wenig Rücksicht nehmen auf minderbemittelte Menschen, deren fahrbarer Untersatz nur über zwei Räder verfügt. Anders ausgedrückt: Ich habe eine Radeltour durch die Wiener Suburbia gemacht. Am Marchfeldkanal entlang; über die Grenze von Süßenbrunn nach Gerasdorf; am ehemaligen Safaripark von Gänserndorf vorbei; an vielen eintönigen Einfamilienhaussiedlungen in flacher Landschaft entlang. Klingt ganz schön langweilig. War es eigentlich auch. Aber der Sonnenuntergang konnte dann doch für langweilige Landschaft und garstigen Gegenwind entschädigen…
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