Dienstag, 10. Februar 2009

Schluss, aus, Ende, vorbei

Wien hat eine zweimalige Belagerung durch die Türken ertragen; es hat zehn Jahre lang sowjetische Besatzungskräfte ertragen; nun hat es also auch fast sechs Monate lang mich ausgehalten.
Ab sofort heißt der Hofer wieder Aldi und der Zielpunkt wieder Plus; in Behörden muss man wieder drei Stunden anstehen und auf die U-Bahn bis zu zehn Minuten warten; von den Errungenschaften der zweiten Lautverschiebung wird wieder keiner was wissen wollen und mit „grüß Gott“ kann auch keiner mehr was anfangen. Aus dem Fleischpflanzerl wird wieder eine Bulette, aus der Frankfurter eine Wiener, aus der Donau die Spree und aus dem Schneeberg (2.076m) der Teufelsberg (115m). Die Straßenbahnen werden wieder gelb und das Rathaus wieder rot sein. Ich werde wieder in Berlin wohnen.
Das – ja, ich bin mir mittlerweile sicher, dass es so ist, insbesondere, wenn ich die Amerikareise davor mitzähle – schönste halbe Jahr in meinem Leben ist vorbei. Der Aufenthalt in Wien ist beendet.
Worauf ich mich in Berlin am meisten freue, sind die großen Volksparks und die kleinen Preise. Was ich in Wien am meisten vermissen werde, sind Egea und die Berge. Beides gibt es zwar auch in Berlin, aber jeweils kleiner.
Was mit dem Aufenthalt in Wien auch endet, ist der Blog. Das hier ist der 88. und letzte Eintrag. Was hat es gebracht, dass ich diese 88 Einträge gemacht habe? Ich hatte jedes Mal die Chance, noch einmal zu rekapitulieren, was ich am jeweiligen Tag gemacht habe. Ich habe ein schönes Andenken an eine schöne Zeit, das auf einem Server irgendwo in Kalifornien rumliegt und jederzeit aufgerufen werden kann. Und interessanterweise: ich habe auch recht viele Leser erreicht. Mit Freunden und Familie wurde oft über den Inhalt einzelner Einträge diskutiert; in Egea- und Erasmus-Kreisen wurde ich oft auf den Blog angesprochen. Zwei interessante Beispiele mag ich an dieser Stelle herausgreifen: ein Erasmus-Student aus Luxemburg hat mir – nachdem wir uns etwa zwei Monate lang nicht gesehen hatten – letzten Dienstag überraschend erklärt, dass er regelmäßig meinen Blog gelesen und sich von den Reisevorschlägen hat inspirieren lassen. Ein Studienkollege aus Wien hat mir vorgeschlagen, doch eine Auswahl an Blogeinträgen als Buch zu veröffentlichen. Zumindest ein paar Leuten scheint der Blog also gefallen zu haben. Vielen Dank an alle treuen, regelmäßigen und auch sporadischen Leser. In den nächsten Wochen wird das ganze noch mit einem kleinen Abschlussfilm abgerundet werden, ansonsten war’s das. Abgesehen davon, dass ihr natürlich gerne weiterhin Kommentare schreiben dürft und sollt.
Um mit einem chinesischen Sprichwort zu enden: Wenn du am Ende eines Romanes angekommen bist – schließe das Buch.

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