Dienstag, 14. Oktober 2008

10 Gründe, warum Berlin besser ist als Wien

1. Kleine Preise
Wien kann noch so schön sein und noch so hohe Berge und gutes Essen haben: man kann sich das Leben dort einfach nicht auf Dauer leisten. Wie sehr vermisse ich doch die kleinen Berliner Preise, wo man für 1,75€ eine Pizza, für 1,99€ eine Packung Cornflakes und für 2,20€ ein Mensaessen bekommt. Für einen mittelgroßen Einkauf im Supermarkt ist man in Wien schnell mal 40€ los, das ist mir in drei Jahren Berlin nicht annäherungsweise passiert. Wohnung, Kneipe und Bücher – also alles, was man als Student braucht – sind in Wien ebenfalls deutlich teurer als in Berlin. Noch habe ich die Hoffnung aber nicht aufgegeben, dass das Bafög-Amt das Vorzeichen vor meinem Kontostand noch ändern wird.
2. Große Parks
Volkspark Friedrichshain, Volkspark Wilmersdorf, Volkspark Prenzlauer Park, Volkspark Humboldthain, Mauerpark, Tiergarten, Wuhlheide, Grunewald. Die Liste lässt sich noch lange erweitern. Egal, wo in Berlin man wohnt, der nächste Park ist nie weit weg. Es ist nicht so, dass es in Wien keine Parks geben würde (Augarten, Stadtpark, Prater, Schönbrunn, Donauinsel), aber das Angebot an innerstädtischen Parks ist in Berlin deutlich größer. Ein klarer Pluspunkt für die grüne deutsche Hauptstadt.
3. Das Nachtnetz
U-Bahn alle 15 Minuten mit perfekten Anschlüssen, Ringbahn alle 15 Minuten, Metrobusse und –trams alle 30 Minuten. Das ist das Angebot, dass einen nach einem feuchtfröhlichen Freitag- oder Samstagabend wieder in seine Berliner Wohnung zurückbringt. Ein Angebot, dass man ab dem Moment vermisst, wo man in Wien das erste Mal ohne Fahrrad abends unterwegs ist. Es gibt ein paar Nachtbuslinien, die alle 30 Minuten verkehren und zu denen man irgendwie immer erst noch umsteigen muss, aber das war’s dann auch. Also gibt es zwei Möglichkeiten: entweder mit dem Fahrrad fahren – oder wieder nach Berlin ziehen.
4. Die Surfpoeten
„Schönen guten Abend. Mein Name ist Spider“, „wir kommen wieder zu einer neuen Serie aus der Reihe Zwiegespräche mit Gott“, „wir haben überall im Saal kleine Tanzflächen versteckt“. Die Surfpoeten werden zwar nie mehr so witzig sein wie zu den guten alten Zeiten im Mudd Club, dennoch haben sie uns schon so machen Mittwoch Abend versüßt. Irgendwie vermisse ich sie.
5. Das Rauchverbot
Besonders schön bei den Surfpoeten ist, dass sie eine rauchfreie Veranstaltung sind. So wie offiziell alle Kneipen, Restaurants und Clubs in Berlin rauchfrei sind. Wie toll das ist, merkt man erst, wenn man in Wien wohnt und jeden Abend völlig zugeräuchert mit stinkenden Klamotten nach hause kommt. Hier raucht quasi jeder quasi immer und überall – und das völlig legal.
6. Weniger Rassismus und mehr Toleranz
Dass das Rauchverbot in Berlin auch nicht immer korrekt eingehalten wird, könnte man der sprichwörtlichen Berliner Toleranz zuschieben. Um nicht zu sagen Anarchie. In Berlin ist alles erlaubt, was nicht verboten ist. Und wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. Jeder darf machen, was er will, ob er jetzt Mann oder Frau, Deutscher oder Türke, Student oder Professor ist. In Wien muss man sich da sehr schnell umgewöhnen. Nachts ohne Licht Fahrrad fahren ist plötzlich wieder strafbar, und mit der Toleranz gegenüber Ausländern ist es auch vorbei. „Österreich den Österreichern“ und „Asylbetrug = Heimatflug“ wurden in Österreich von 28,2% der Menschen gewählt, in Wien immer noch von 25,1%. In Berlin unvorstellbar.
7. Es werden die Spiele der deutschen Nationalmannschaft übertragen
Toleranz hin oder her: wenn die deutsche Nationalmannschaft WM-Qualifikation spielt, dann will ich das auch sehen, da kann Österreich noch sehr gegen die Färöer-Inseln und Serbien spielen. Im Fremden Land ohne eigenen Fernseher ist das aber nicht so leicht. Also ein klarer Pluspunkt für Berlin: dort werden in den meisten Kneipen immer die Deutschland-Spiele übertragen. Und wenn Deutschland gegen die Türkei spielt, wird das in allen Kneipen übertragen.
8. Es gibt alles, und zwar mehr davon
Das meiste von dem, was es in Wien gibt, gibt es Berlin auch. Nur dass es billiger ist und zahlreicher vorhanden ist. Ob Kinos, Theater, Dönerbuden oder Einkaufszentren: in Berlin kann man jeden Tag was andres ausprobieren und wird trotzdem lange brauchen, bis man alles kennt. Da ist die Größe der Stadt dann doch ein eindeutiger Vorteil.
9. Die neuere Geschichte
Eigentlich gibt es bis heute nicht so wirklich ein Berlin. In den Köpfen der Menschen gibt es nach wie vor West-Berlin und Ost-Berlin. Und dann gibt es da noch dieses „Neue Berlin“ zwischen Potsdamer Platz und Hauptbahnhof, mit dem die meisten Berliner nicht viel anfangen können. Die Spuren der neueren Geschichte im Stadtbild, das Wieder-Zusammenwachsen zweier völlig unterschiedlicher Städte mit all den begleitenden Problemen, das gibt es nur in Berlin. Wien mag schöner sein, Berlin ist spannender. Und für die Schönheit gibt’s ja immer noch Potsdam mit seinen 13 Schlössern.
10. Man muss keine Nachrichten schauen
Wenn man in Berlin wohnt, kann man es sich eigentlich sparen, Nachrichten zu schauen. Schließlich findet eh alles in Berlin statt. Stören im Sprachenzentrum der Humboldt-Uni die Hubschrauber über dem Dach, so weiß man: aha, George Bush ist mal wieder da. Ist die Straße des 17. Juni (die man endlich mal in „Fanmeile“ umbenennen sollte) gesperrt, so weiß man: großes Fest oder große Demo, kommt bestimmt in den Nachrichten. Ist am Potsdamer Platz ausnahmsweise mal Stau, so weiß man: es ist wieder Berlinale. Und dann kann man ja noch am Rosenthaler Platz Brad Pitt besuchen, in der Spandauer Vorstadt Ben Becker über den Weg laufen oder am Pergamonmuseum Frau Merkel winken.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

zu Punkt 7 möchte ich ergänzen, dass in Wien etliche Lokale gibt, die internationalen Fussball zeigen, u.a. natürlich auch WM-Quali Spiele des deutschen Teams (nebst England, Italien, Spanien, Frankreich und ähnlich publikumswirksamen Mannschaften)

Anonym hat gesagt…

was an manchen deutschen nervt: sie tun so, als ob sie etwas besseres wären. in diesem kommentar kommt das im berlin- wien vergleich klar zum ausdruck.

Anonym hat gesagt…

hab nun erst gesehen, dass es auch einen wien-berlin vergleich gibt, also: faire sache.
sorry, wegen dem vorherigen kommentar

Markusbelz hat gesagt…

und ich wollte mich schon drüber aufregen, dass du hier rumnörgelst ohne zu zeigen wer du überhaupt bist. Da hast du ja gerade nochmal Glück gehabt ;)

Anonym hat gesagt…

milterweile habens btw wir wiener auch geschafft, dass die ubahnen am wochnenende alle 15minuten fahren.. ;)

Anonym hat gesagt…

Ist schon interessant, Wien hätte keine/zu wenige/kleine Parks?
Mehr als die Hälfte des Stadtgebiets sind Grünfläche, alleine der Prater ist 3x so groß wie der Berliner Tiergarten. Bei uns heißt halt nicht jedes Grün "Volkspark", und manches ist hinter einer Tür/Zaun. Aber auch die Donauinsel - vor allem Badeparadies und nicht nur für Radler, die Donau Auen, der Wienerwald, etc. ist alles WIEN. In Zahlen: 20.400 ha in Wien, 5.500 ha in Berlin, wobei Wien etwa halb so groß wie Berlin ist! (http://www.wien.info/de/sightseeing/gruenes-wien/gruenflaechen-und-erholungsgebiete oder Wikipedia Wien!)

Und Ausländerfeindlich? Nein, aber wir haben zunehmend die Nase voll, wenn die weltweit geschätzte "Wiener Lebensart und Gemütlichkeit" von ignoranten Zuziehern zerstört wird. Wer Istanbul will, soll dort hingehen und es nicht nach Favoriten bringen. Wenn ich kein österreichisches Wort mehr höre, ist's aus mit der Toleranz und Gastfreundlichkeit, weil Gäste haben auch Regeln einzuhalten! Und wer nach 40 Jahren in Wien lebend kein Deutsch spricht, trotz aller Hilfen und Förderungen, ist ein Ignorant und am falschen Ort.

RG mit Wiener Herz und tiefen Österreich-Wurzeln

Teuer? Ja und das, obwohl wir weniger verdienen als Dt.Bundesbürger. Wir sind halt Lebenskünstler

Anonym hat gesagt…

in österreich verdient man viel besser als hier in dtl. rede doch kein scheiss

Anonym hat gesagt…

Ich würde niemals dieses asoziale Berlin bevorzugen. Zwar wohne ich jetzt noch in Frankfurt, freue mich aber jetzt schon auf den Master (und hoffentlich auch das anschließende Arbeitsleben) in Wien ;)

Anonym hat gesagt…

ich habe sehr viele Jahre in Berlin gelebt und jetzt sehr viele Jahre als Piefke in Wien.

Berlin hatte als Stadt viel mehr zu verkraften: blutige Revolutionen und mehr Bürgerkriege als hier in den Dreissigern, 90% Kriegszerstörung (hier ca. 20-25%), die Teilung, Hungerblockade, nochmal ein Aufstand in den Fünfzigern, Mauerbau und Mauerfall, Nachwendekrise mit 50%Industrieabbau und jahrzehntelange Arbeitslosigkeit zwischen 15 bis 20 % (hier in Wien 4 bis 8%), und hunderttausendfacher Zuzug von Besserwissenden Schwaben etc., die für die Einheimnischen nicht unbedingt symphatisch sind...und die letzte Gemütlichkeit einer Weltmetropole zerstörten, was die Nazis und Allierten übrig ließen!

Anonym hat gesagt…

als wiener in berlin kann ich allen punkten (und noch vielen mehr) beiflichten. berlin ist eine tolle, diverse, bunte, leise, grüne stadt mit guter luft und freiem himmel!