Samstag, 24. Januar 2009

Die Wiener Straßenbahn



Angefangen hat es mit "ganz normalen" Sightseeingtouren. Später habe ich dann Freistunden zwischen Univeranstaltungen genutzt, um neue Strecken und somit neue Ecken der Stadt zu erkunden. In den letzten Wochen war es dann ein Sammeln der letzten Streckenabschnitte, die noch fehlten. Jetzt kann ich behaupten, dass ich das gesamte Wiener Straßenbahnnetz abgefahren bin. Das kurze Stück zwischen Praterstern und Radetzkystraße nur im Schienenersatzverkehr, die restlichen 178km wirklich in einer "Bim", wie man Straßenbahnen hier bekanntlich nennt. Wien verfügt (nach Melbourne, St. Petersburg und Berlin) über das viertgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Wenn man sich die Streckendichte in der Innenstadt betrachtet, kann man sich gar nicht vorstellen, dass das Netz sogar einmal fast 300km lang war. Der Lektüre des Buches "Die Wiener Straßenbahn" von Wolfang Kaiser habe ich es (neben einem erweiterten Wissen über die Geschichte von Wien im allgemeinen und des öffentlichen Nahverkers im speziellen) zu verdanken, dass ich weiß, wo früher noch überall Straßenbahnen gefahren sind. Zum Beispiel in der Burggasse. Oder in der Mariahilfer Straße, dort sogar bis 1993, also bis zur Eröffnung der U3 zum Westbahnhof. Am meisten überrascht hat mich die Tatsache, dass auch der Bus 13A einmal eine Straßenbahnlinie 13 war. Der Blick auf meinen historischen Stadtplan verrät, dass diese Strecke tatsächlich u.a. durch Strotzigasse und Neubaugasse führte, bei deren Steigungen man sich gar nicht vorstellen kann, dass da einmal eine Bim gefahren ist. Aufgrund der chronischen Überlastung und Unzuverlässigkeit der Linie 13A gibt es auch ernsthafte Überlegungen, die Bim auf dieser Strecke wiederzubeleben. Warum auch nicht, die Zeit der "autogerechten Stadt" ist schließlich auch in Wien glücklicherweise vorbei.




Was hat es mir jetzt eigentlich gebracht, dass ich das ganze Straßenbahnnetz abgefahren bin? Ich habe viele Ecken der Stadt gesehen, die selbst viele Wiener noch nicht kennen; habe in gemütlichen alten Urviechern von Straßenbahnfahrzeugen gesessen, die man heutzutage nicht mehr so häufig findet (wo gibt es in Deutschland schon nach Straßenbahnen mit Holzboden und Kieskasten?); habe viele verschrobene Menschen gesehen und gehört; verfüge über die nötige Grundgesamtheit, um meine Lieblingsstrecke zu küren (eindeutig der 9er, gefolgt vom 5er und dem D-Wagen); und mein Lieblingsfahrzeug (der gute alte c3-Beiwagen). Und ich kann im Blog behaupten, das gesamte Wiener Straßenbahnnetz abgefahren zu haben.

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